Smartphone – Nutzung der Eltern und ihre Auswirkung auf die Interaktion und Kommunikation mit Kindern
Das Smartphone, das Tablet und der Laptop sind in unserem Alltag ständige Begleiter. Da diese Gadgets wichtige Funktionen beinhalten, welche wir im täglichen Alltag beruflich und auch privat benötigen, befinden sie sich stets in unserer unmittelbaren Umgebung.
Auch unsere Kinder sind ständig in unserer Nähe, beobachten unsere Handlungen und Tätigkeiten ganz genau und benötigen unsere
Zuwendung, Interaktion und Kommunikation, damit sie sich weiterentwickeln und lernen können. Kinder lernen mit und durch ihre Umgebung.
- Was passiert allerdings, wenn Eltern in der Umgebung des Kindes mit dem
Smartphone hantieren? - Hat dies Auswirkungen auf Kinder?
- Und wenn ja, welche Ausmaße nehmen diese Auswirkungen an?
Dass die Nutzung von Smartphones oder anderen elektronischen Geräten die
Aufmerksamkeit der Eltern fängt, ist nicht neu. Wenn der Fernseher läuft und die
Nachrichten gerade interessant sind, kennen wir dieses Phänomen alle: Plötzlich
werden die Stimmen oder Tätigkeiten anderer Personen, die sich neben uns
befinden kurzfristig ausgeblendet, um dem Inhalt der Nachrichten zu folgen.
Bei Smartphones sieht dies ähnlich aus.
In einer Studie aus dem Jahr 2015 konnte durch Beobachtungen der Interaktion von Müttern mit ihren Kindern nachgewiesen werden, dass sich Folgendes in der Interaktion ändert, wenn die Mutter ihr Smartphone verwendet:
- Die verbale Kommunikation mit dem Kind sinkt um 20%.
- Die nonverbale Kommunikation mit dem Kind (zeigen, hantieren) sinkt um 39%.
- Die Ermutigung bzw Förderung des Kindes, eine gewisse Handlung oder Tätigkeit eigenständig durchzuführen findet zu 28% weniger statt (vgl. Radesky J.S. et al.,2015).
Aus langjähriger Erfahrung als Logopädin im Kindersprachbereich gebe ich noch zu bedenken, dass natürlich auch der Blickkontakt mit dem Kind, eine Vorläuferfähigkeit für den Spracherwerb des Kindes, reduziert ist.
Auch der Ausdruck von Gefühlen über die Mimik und Gestik der Eltern sind für die soziale Entwicklung des Kindes wichtig. Beim Blick in das Smartphone bezieht sich der Gesichtsausdruck der Eltern allerdings nicht auf die gerade stattfindenden Handlungen des Kindes, sondern gegebenenfalls auf etwas, das das Kind gar nicht erst sieht oder nicht verstehen kann, weil es bildlich dargestellt ist und eine
Symbolfähigkeit benötigt, die Kinder erst mit etwa 12 Monate rudimentär (z.B. symbolische Gesten) und nur für alltagsrelevante Gegenstände oder Handlungen entwicklen (vgl. Bates et. al., 1989).
Zuletzt muss noch festgehalten werden, dass Kinder das Verhalten, insbesondere das Verhalten der Mutter, imitieren (vgl. Locke, 1993).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das elterliche Hantieren mit dem Smartphone in der Umgebung des Kindes entwicklungshemmend ist, wie mehrere Studien der letzten Jahre zeigten (vgl. Konrad et. al., 2021).
Quellen:
Bates, E.; Thal, D.; Fenson, L.; Whitesell, K. & Oakes, L., (1989). Integrating language and gesture in
infancy. In: Developmental Psychology, 25, p. 1004-1019.
Konrad, C.; Hillmann, M.; Rispler, J.; Niehaus, L.; Neuhoff, L. & Barr, R., (2021). Quality of MotherChild Interaction before, during, and After Smartphone Use. In: Frontiers in Psychology, 29.3.2021.
Locke, J. L., (1993). The child’s path to spoken language. Cambridge: Harvard University Press